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Was ist die Aktivrente?
Auch wenn der Name etwas anderes nahelegt, handelt es sich bei der Aktivrente um einen Steuerfreibetrag von monatlich 2.000 Euro. Damit kannst du im Jahr bis zu 24.000 Euro steuerfrei dazuverdienen – vorausgesetzt, beide Bedingungen sind erfüllt:
- Du hast die Regelaltersgrenze
- Du bist weiter als Arbeitnehmer beschäftigt.
Die Regelaltersgrenze hängt vom Geburtsjahr ab. Für alle, die 1964 oder später geboren wurden, liegt sie bei 67 Jahren. Für Geburtsjahrgänge zwischen 1947 und 1963 zwischen 65 bis 67 Jahren. Wer vor 1947 geboren wurde, durfte bereits mit 65 Jahren regulär in Rente gehen.
Aktuelle Rechtslage: Ab wann gilt die Aktivrente?
Aktuell ist die Aktivrente noch ein Gesetzentwurf, befindet sich also im Gesetzgebungsverfahren (Quelle: Bundesministerium für Finanzen , 15.10.2025). Sprich: Das Bundeskabinett hat den Entwurf im Oktober 2025 beschlossen, aber bevor die Regelung tatsächlich in Kraft treten kann, muss der Bundestag zustimmen und anschließend der Bundesrat beteiligt werden.
Einen Ausblick gibt es bereits: Die Bundesregierung plant, dass das Gesetz ab 01. Januar 2026 in Kraft tritt.
Für wen gilt die Aktivrente?
Die Aktivrente gilt für alle Arbeitnehmer, welche die gesetzliche Altersgrenze erreicht haben und weiterhin in einem Arbeitsverhältnis bleiben möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob du schon Rente bekommst, den Beginn hinausgeschoben hast oder erst später einen Antrag stellst.
Die Aktivrente gilt für folgende Personengruppen:
- Arbeitnehmer im Rentenalter, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiter angestellt arbeiten.
- Menschen, die bereits jetzt über die Regelaltersgrenze hinaus berufstätig sind.
- Personen, die die Rente aufgeschoben haben und weiterhin sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.
Die Aktivrente gilt hingegen nicht für Selbstständige, Freiberufler, Gewerbetreibende oder Personen, die lediglich eine vorgezogene Altersrente beziehen und die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben.
Lohnt sich die Aktivrente? Vorteile im Überblick
Die Aktivrente hat ein klares Ziel: Menschen, die das Rentenalter erreicht haben, sollen ermutigt werden, weiter im Beruf zu bleiben. Für die Bundesregierung ist das ein Weg, der wachsenden Zahl offener Stellen entgegenzutreten und mehr erfahrene Arbeitskräfte im Arbeitsmarkt zu halten. Denn viele Unternehmen finden heute kaum noch qualifiziertes Personal. Gleichzeitig steigt die Zahl gesunder, leistungsfähiger Menschen im Rentenalter.
Durch den neuen Steuerbonus wird Weiterarbeiten finanziell attraktiver, Wissen bleibt länger im Unternehmen erhalten und der Arbeitsmarkt wird entlastet. Für dich bedeutet das: Wenn du gern weiterarbeiten möchtest, soll es sich spürbar lohnen. Das sind Vorteile bzw. Anreize:
Vorteile der Aktivrente für Deutschland
- Entlastung des Arbeitsmarktes: Mehr Erwerbsbeteiligung im Alter könnte zehntausende Vollzeitstellen ersetzen oder ergänzen.
- Besser genutzte Erfahrung: Ältere Fachkräfte bringen Wissen, Routine und Stabilität mit – ergo Qualitäten, die dem Arbeitsmarkt aktuell fehlen.
- Höhere Steuereinnahmen langfristig: Auch wenn der Steuerbonus zunächst Geld kostet, profitieren Staat und Sozialversicherungen durch mehr Beschäftigung.
- Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit: Mehr aktive Arbeitnehmer bedeuten mehr Produktivität und somit eine bessere wirtschaftliche Stellung Deutschlands am Weltmarkt.
Vorteile der Aktivrente für Arbeitgeber
- Wissen bleibt im Betrieb: Unternehmen verlieren weniger Know-how und können die Erfahrung älterer Mitarbeitender weiter nutzen.
- Planungssicherheit: Mitarbeitende, die freiwillig länger bleiben, sichern Abläufe und erleichtern Übergänge, zum Beispiel bei der Einarbeitung jüngerer Kollegen.
- Geringerer Rekrutierungsdruck: Jede arbeitende Person im Rentenalter reduziert den Druck, neue Fachkräfte suchen zu müssen.
- Signal der Wertschätzung: Arbeitgeber, die Aktivrentner halten, zeigen offen, dass Erfahrung und Loyalität geschätzt werden.
Vorteile der Aktivrente für berufstätige Rentner
- Mehr Netto vom Brutto: Bis zu 2.000 Euro steuerfreier Arbeitslohn monatlich ist ein spürbarer Bonus für alle, die weiterarbeiten möchten.
- Flexibilität im Alter: Du entscheidest selbst, ob und wie lange du arbeiten möchtest. Die Aktivrente ist komplett freiwillig.
- Kombination aus Rente plus Gehalt: Deine Rente bleibt bestehen, während du weiter Einkünfte erzielst.
Welche Kritik gibt es an der Aktivrente?
Obwohl viele die Grundidee der Aktivrente unterstützen, sorgt die Reform auch für Diskussionen. Einer der größten Kritikpunkte sind die erwarteten Steuermindereinnahmen bzw. Steuerausfälle. Konkret hat der Bundesrat den Gesetzentwurf am 21. November 2025 beraten und dabei unter anderem Folgendes kritisiert:
- Länder und Kommunen erwarten zwischen 2026 und 2030 rund 2,6 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen.
- Die Länder fordern daher, dass der Bund diese Ausfälle nachhaltig kompensiert.
- Genannt wurde unter anderem eine stärkere Bundesbeteiligung an flüchtlingsbedingten Ausgaben oder eine höhere Finanzierung des Deutschlandtickets.
Wie funktioniert die Aktivrente?
Die Funktionsweise der Aktivrente ist schnell erklärt. Sobald du das Renteneintrittsalter erreicht hast, wären mit der Aktivrente Einkünfte bis 2.000 Euro steuerfrei. Dieses Einkommen bleibt auch von der Lohnsteuer oder einem möglichen Soli befreit. Das sind die Bausteine des Vorhabens:
- 2.000 Euro pro Monat steuerfrei: Dieser Freibetrag gilt zusätzlich zum Grundfreibetrag. Er wird direkt im Lohnsteuerabzug berücksichtigt.
- Sozialversicherungsbeiträge bleiben bestehen: Der Arbeitgeber zahlt seinen Anteil weiter, dein Arbeitnehmeranteil fällt reduziert an. Das stabilisiert die Sozialversicherungssysteme.
- Rente und steuerfreies Einkommen: Deine Rentenzahlung bleibt unberührt. Du kombinierst also zwei Einkommensquellen.
Beispiel: So viel verdienen Rentner potenziell mit der Aktivrente
Damit du ein Gefühl bekommst, wie die Aktivrente im Alltag wirken kann, schauen wir uns ein fiktives Beispiel an:
Rentnerin M ist 67 Jahre alt, lebt allein und hat gerade das reguläre Rentenalter erreicht. Ihre monatliche Altersrente beträgt 1.650 Euro. Sie bleibt ihrem früheren Job treu und arbeitet weiterhin 20 Stunden pro Woche in einem kaufmännischen Bereich. Der vereinbarte Stundenlohn liegt bei 18 Euro.
- Monatliches Bruttogehalt: 20 Std./Woche × 4,33 Wochen × 18 € = 1.559,40 Euro brutto
Da M die Regelaltersgrenze erreicht hat, gelten reduzierte Sozialversicherungsbeiträge. Wir unterstellen folgende Werte:
- Krankenversicherung inkl. Zusatzbeitrag: 8,3 % (Arbeitnehmeranteil)
- Pflegeversicherung: 3,4 %
- Rentenversicherung: fällt für M nur an, wenn sie nicht verzichtet (wir gehen im Beispiel davon aus, dass sie verzichtet)
Ohne die Aktivrente würde auf dieses Einkommen zusätzlich Lohnsteuer anfallen. Je nach Steuerklasse wären das rund 180–220 Euro pro Monat: Ihr Netto würde also auf etwa 1.160 bis 1.200 Euro fallen.
Mit der Aktivrente liegt das Einkommen von M unter der Schwelle von 2.000 Euro im Monat und ist somit steuerfrei. In Kombination mit der Altersrente und ggf. einer privaten Rentenversicherung oder betrieblichen Altersvorsorge ergibt sich hier tendenziell gutes Geld für ein würdiges Leben im Alter.
Fazit: Arbeiten im Ruhestand wird attraktiver
Die Aktivrente ist Teil einer umfangreichen Reform, mit der die Bundesregierung den Arbeitsmarkt entlasten und das Weiterarbeiten im Rentenalter attraktiver machen möchte. Sie reagiert damit auf zwei große Herausforderungen: den Fachkräftemangel und die Überalterung der Gesellschaft.
Mit dem neuen steuerfreien Hinzuverdienst von bis zu 2.000 Euro pro Monat eröffnet die Reform vielen älteren Arbeitnehmer:innen erstmals die Möglichkeit, ihre Rente und ein zusätzliches Einkommen sinnvoll zu kombinieren – ohne steuerliche Nachteile. Zusätzlich zur gesetzlichen Rente und ggfls. Zahlungen aus einer privaten Altersvorsorge – wie z.B. einer Fondsrente – kann mit der Aktivrente deutlich einfacher hinzuverdient werden. Für alle, die gesundheitlich fit sind, gern Struktur im Alltag haben oder weiter ihr Fachwissen einbringen möchten, wird der Übergang in den Ruhestand dadurch deutlich flexibler.
Dabei ist es für den erhöhten Steuerfreibetrag nicht entscheidend, ob man beim bisherigen Arbeitgeber weiter beschäftigt bleibt oder im Rentenalter sogar eine Neuorientierung in Form eines Jobwechsels wagt. Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Die Aktivrente ist kein Allheilmittel. Nicht jede Branche kann von ihr profitieren, nicht jede Person hat die körperliche Voraussetzung, länger zu arbeiten. Und auch die finanziellen Risiken für Länder und Kommunen sowie die eingeschränkte Zielgruppe bleiben deutliche Kritikpunkte.
Trotzdem setzt die Reform ein wichtiges Signal: Arbeit im Alter ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht – und soll sich auch lohnen. Unterm Strich sagt sie also aus, dass wer arbeiten möchte, jetzt bessere Bedingungen erhält. Wer nicht arbeiten kann oder will, bleibt weiterhin frei in seiner Entscheidung.
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