Expertenbeitrag

Anlagestrategien mit und in privaten Rentenversicherungen: Alles was Sie wissen müssen

  • Anlagestrategie einfach erklärt

  • Verschiedene Strategien im Überblick

  • Ansätze für private Rentenversicherungen

Frau prüft Kursverläufe und Entwicklungen am Kapitalmarkt am Laptop

Patchwork bedeutet wörtlich „Flickenteppich“ – und genauso sieht bei vielen Menschen auch die Vermögensstruktur aus: uneinheitlich, unübersichtlich, ohne klaren Plan. Eine durchdachte und regelmäßig überprüfte Anlagestrategie fehlt häufig. Doch gerade für die private Altersvorsorge ist sie entscheidend. Wie entwickelt man jedoch eine passende Anlagestrategie – und wie setzt man sie um?

Was ist eine Anlagestrategie?

Eine Anlagestrategie ist ein langfristiger Plan, der die finanziellen Ziele einer Person mit geeigneten Anlageformen verbindet. Der Begriff „Strategie“ stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Führungskunst“. Ähnlich wie im Schach gilt es auch bei der Geldanlage, vorausschauend zu denken, Chancen zu erkennen und Risiken zu kontrollieren.

Drei Parallelen zwischen Schach und Geldanlage verdeutlichen das:

  • Klare Zielsetzung: Beim Schach möchte man gewinnen – bei der Geldanlage geht es darum, langfristig die Inflation zu schlagen und so die Kaufkraft seines Vermögens zu erhalten.

  • Taktische Züge: Kurzfristige Entscheidungen – etwa, Kapital auf einem Tagesgeldkonto zu „parken“ – können notwendig sein, um langfristige Ziele zu sichern.

  • Anpassungsfähigkeit: Wie im Spiel ändern sich auch im Leben die Rahmenbedingungen. Märkte schwanken, Lebenssituationen verändern sich – und damit auch die eigene Anlagestrategie.

Die perfekte Anlagestrategie gibt es nicht. Entscheidend ist, überhaupt zu beginnen und regelmäßig nachzusteuern. Oder, wie ein bekanntes Motto lautet: Nicht warten, sondern starten.

Das „magische Dreieck der Geldanlage“ als Grundlage Ihrer Anlagestrategie

Das sogenannte magische Dreieck der Geldanlage beschreibt die drei zentralen Ziele jeder Anlagestrategie:

  • 1

    Liquidität – jederzeit verfügbare Mittel

  • 2

    Sicherheit – möglichst geringe Schwankungen oder Verlustrisiken

  • 3

    Rendite – langfristige Ertragschancen

Diese drei Ziele stehen in Konkurrenz zueinander: Hohe Sicherheit geht oft zulasten der Rendite, hohe Liquidität reduziert Ertragschancen. Kein einzelnes Finanzprodukt kann alle drei Ziele gleichzeitig erfüllen – daher braucht jede Anlagestrategie eine bewusste Gewichtung mehrerer Produkte.

Infografik: Magisches Dreieck der Geldanlage mit Rendite, Sicherhheit und Liquidität

Doch statt sofort an konkrete Produkte zu denken, sollte man zunächst Anlageklassen betrachten, denn sie sind die Bausteine jeder Anlagestrategie. Eine Anlageklasse ist alles, in das Sie Ihr Geld investieren können – mit eigenen Chancen, Risiken und Zeiträumen:

  • Cash / kurzfristige Bankeinlagen: Tagesgeld oder Giroguthaben bieten maximale Liquidität, aber kaum Rendite. Nach Abzug der Inflation verliert Ihr Kapital real an Wert.

  • Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere bringen planbare Zinsen und gelten als sicherer, eignen sich aber meist nur für mittelfristige Anlageziele.

  • Aktien: Beteiligungen an Unternehmen mit langfristigem Wachstumspotenzial. Schwankungsintensiv und mit attraktiven Renditechancen über viele Jahre.

  • Edelmetalle: Gold & Co. gelten als Inflationsschutz, werfen aber keine laufenden Erträge ab.

Die Gewichtung dieser Anlageklassen entscheidet über das Chance-Risiko-Verhältnis. Eine breit gestreute Mischung – also Diversifikationist der Schlüssel zu einer robusten Anlagestrategie. Setzen Sie auf eine sinnvolle Mischung aus Liquidität, Sicherheit und Rendite – und passen Sie Ihre Strategie regelmäßig an Ihre Lebensumstände an. So schaffen Sie die Grundlage für eine stabile, renditestarke und zugleich sichere Altersvorsorge. Bestücken Sie Ihre Anlagestrategie am besten nicht nur an einer Anlageklasse. Der Mix macht’s! Tun Sie das eine, ohne das andere zu lassen.

Welche Anlagestrategien gibt es?

Erfahrungsgemäß gibt es nicht „die eine richtige Anlagestrategie“. Vielmehr führen unterschiedliche Lebenssituationen, Erfahrungen und Chance-Risiko-Profile zu einer Vielzahl möglicher Anlagestrategien für die Altersvorsorge. Zwei grundlegende Ansätze prägen die Kapitalanlage:

1. Aktive Anlagestrategie: Market-Timing

Bei der aktiven Anlagestrategie versuchen Anleger durch gezielte Käufe und Verkäufe überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Sie reagieren auf Marktbewegungen, bewerten Chancen und passen die Zusammensetzung des Portfolios regelmäßig an.

Beispiel: Ein Investor erwartet steigende Kurse in der Technologiebranche und investiert gezielt in entsprechende Fonds. Wenn sich die Marktlage ändert, schichtet er sein Vermögen in andere Sektoren oder Anleihen um.

Vorteil: Chancen auf kurzfristig höhere Gewinne.
Nachteil: Erhöhtes Risiko, höherer Aufwand, oft höhere Kosten – und Market-Timing gelingt selten dauerhaft.

2. Passive Anlagestrategie: Buy and hold

Die passive Anlagestrategie folgt dem Prinzip „Buy and hold“ – also kaufen und halten. Anleger investieren langfristig in breit gestreute Anlageformen – etwa in Indexfonds (ETFs) – und halten diese über viele Jahre. Statt einzelne Gewinner zu suchen, bildet man so ganze Märkte ab.

Vorteil: Geringe Kosten, wenig Aufwand, gute Transparenz.
Nachteil: Kein Schutz vor Marktschwankungen in Krisenzeiten – man bleibt stets „im Markt“.

Ob aktiv, passiv oder eine Kombination aus beiden – jede Anlagestrategie braucht Klarheit, Struktur und Disziplin. Legen Sie fest, welche Ziele Sie verfolgen, wie viel Risiko Sie tragen möchten und wie lange Ihr Kapital arbeiten soll. Viele erfolgreiche Anleger kombinieren beide Ansätze: einen stabilen Kern („Core“) aus passiven Anlagen und flexible Satelliten für gezielte Marktchancen.

Anlagestrategien für private Rentenversicherungsverträge

Die Core-Satellite-Strategie gilt als bewährtes Modell, besonders bei fondsgebundenen Altersvorsorgeprodukten. Sie verbinden die Vorteile aktiver und passiver Ansätze:

  • Der Kern (Core) besteht aus langfristigen, breit gestreuten Investments – etwa globalen Aktienfonds. Diese bilden das stabile Fundament der Vermögensanlage.

  • Die Satelliten (Satellite) ergänzen den Kern um spezialisierte Themenfonds, Branchen- oder Regionenfonds, die gezielt gewählt werden. Treffender Weise kommt das Wort ‚Satellit‘ aus dem lateinischen und bedeutet ‚Begleiter‘.

Gerade im Rahmen einer fondsgebundenen Rentenversicherung bietet sich diese Kombination an:

  • Fondswechsel innerhalb der Police sind steuerneutral, es fällt keine Abgeltungsteuer auf die erwirtschafteten Gewinne an. Erst bei Fälligkeit des Versicherungsvertrages werden Steuerzahlungen fällig.

  • Die Versicherung wirkt disziplinierend, insbesondere weil sie voreilige Verkäufe bei Marktschwankungen erschweren kann.

Die Kombination aus Kern und Satelliten sorgt für klare Strukturen, Stabilität und Ausgewogenheit.

Eine ausgewogene Vermögensstruktur lässt sich sehr gut mit Vitaminen vergleichen: Unser Körper braucht alle 13 Vitamine, um gesund zu bleiben. Denken Sie nur an die Vitamine A (Wachstum), C (Abwehr von Infektionen) und D (feste Knochen). Ebenso benötigt Ihr Vermögen verschiedene „Finanz-Vitamine“:

  • A = Aktien – für Wachstum und Renditechancen

  • C = Cash – für kurzfristige Liquidität

  • D = Diversifikation – für Stabilität durch Streuung

Wie bei Vitaminen kommt es auf das richtige Verhältnis an. Zu viel Risiko kann ebenso schädlich sein wie zu viel Sicherheit – entscheidend ist die Balance. Denn nur „wer gut streut, der rutscht nicht aus!“. Die beste Anlagestrategie ist diejenige, die zu Ihrer Lebenssituation, Ihren Zielen und Ihrer Risikobereitschaft passt. Wichtiger als der „perfekte Zeitpunkt“ ist das konsequente Umsetzen und regelmäßige Überprüfen Ihrer Strategie. Gerade bei der Altersvorsorge gilt: Zeit ist Ihr stärkster Verbündeter. Wer früh beginnt, kann Marktschwankungen aussitzen und langfristig vom Zinseszinseffekt profitieren.

Dr-Klaus-Muehlbauer

Autor und Experte im Bereich Wertpapiere

Dr. Klaus Mühlbauer

Dr. Klaus Mühlbauer ist Volkswirt, Buchautor und seit mehr als 35 Jahren ein sehr renommierter Wertpapierexperte. Mehr als 13 Jahre war er für internationale Investmentgesellschaften tätig und ist seit 12 Jahren selbständiger Kapitalmarktreferent sowie Unternehmensberater. In seinen Webinaren, Workshops, Videos, Podcasts und Texten legt er besonderen Wert auf eine einfache und kompakte Darstellung komplexer Finanzmarkt-Themen.

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