Myogelosen zählen zu den häufigsten Problemen der Muskulatur und sollten nicht unterschätzt werden. Wer diese Verhärtungen frühzeitig erkennt und behandelt, hat die besten Chancen, chronische Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
In diesem Artikel erfährst du, wie Myogelosen entstehen, wo sie häufig auftreten und wie du sie vorbeugst und richtig behandelst.
Inhalt
Was bedeutet Myogelose?
Myogelosen sind lokale Muskelverhärtungen. Sie entstehen durch einen Prozess, bei dem einzelne Muskelfasern dauerhaft angespannt bleiben und sich dadurch verhärten. Die ständige Beanspruchung führt dazu, dass sich im Gewebe kleine Knoten bilden, die sich deutlich vom normalen Faserverlauf deiner Muskeln unterscheiden. Typisch ist auch, dass diese Punkte bei Druck besonders schmerzhaft sind und die Beschwerden in andere Bereiche ausstrahlen können. Im medizinischen Sinne spricht man dabei von einer umschriebenen Muskelverspannung – also einer sehr gezielten, verhärteten Stelle innerhalb der Muskulatur.
Du kannst es dir so vorstellen: Während eine normale Verspannung eher wie ein großflächiger Muskelkater wirkt, fühlt sich eine Myogelose wie ein kleiner harter Knoten oder Strang im Muskel an. Drückst du darauf, verstärken sich die Schmerzen oft sofort – manchmal sogar in andere Bereiche, etwa vom Nacken bis in den Kopf oder die Schultern. Der betroffene Muskel „hält“ dauerhaft die Spannung fest, als würdest du ihn ständig unbewusst anspannen, ohne ihn je wieder locker lassen zu können. Genau dieses ständige Verharren unterscheidet die Myogelose von gewöhnlichen Verspannungen.
Wo treten Muskelverhärtungen auf?
Grundsätzlich sind Myogelosen in jedem Bereich deines Körpers möglich. Oftmals treten sie aber in Bereichen auf, die ohnehin durch Fehlhaltungen, monotone Belastungen oder Stress beansprucht sind. Das sind bei den meisten Menschen der Nacken- und Schulterbereich, der Rücken, die Lendenwirbelsäule und die Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur.

Myogelose im Nacken und der Schulter
Der Nacken- und Schulterbereich gehört zu den am häufigsten betroffenen Regionen bei Myogelosen.
Typische Merkmale einer Myogelose im Nacken:
- Tastbarer, harter Knoten oder Strang entlang der Halswirbelsäule oder im Trapezmuskel
- Druckschmerz, der in den Kopf, die Arme oder den oberen Rücken ausstrahlen kann
- Eingeschränkte Beweglichkeit, zum Beispiel Schwierigkeiten beim Drehen des Kopfes
- Häufige Folge: Spannungskopfschmerzen, Schwindel oder ein dumpfes Druckgefühl im Hinterkopf
Typische Merkmale einer Myogelose in der Schulter:
- Verhärtungen im Bereich des Schulterblatts oder der Deltamuskulatur
- Schmerzen beim Heben oder Tragen, oft begleitet von einem „Ziehen“ bis in den Oberarm
- Schulter wirkt „blockiert“ oder unbeweglich
Myogelose im Rücken
Auch der Rücken ist ein häufig betroffener Bereich für Myogelosen. Denn der Rücken trägt einen Großteil des Körpergewichts und ist durch langes Sitzen, schweres Heben oder einseitige Belastungen besonders anfällig. Betroffen sind vor allem Wirbelsäule, die Lendenwirbelsäule oder die Schulterblätter.
Typische Merkmale einer Myogelose im oberen Rücken (zwischen den Schulterblättern):
- Harte, druckempfindliche Knoten neben der Wirbelsäule oder im Bereich der Rauten- und Trapezmuskulatur
- Ausstrahlende Schmerzen in Brustkorb oder Schultern, manchmal mit Engegefühl im Brustbereich
- Eingeschränkte Beweglichkeit des Oberkörpers, besonders beim tiefen Einatmen oder Drehen
Typische Merkmale einer Myogelose im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule):
- Spürbare Muskelverhärtungen im Bereich der Lendenmuskeln oder des Kreuzbeins
- Rückenschmerzen, die bis ins Gesäß oder die Oberschenkel ausstrahlen können
- Schmerzen verstärken sich beim Bücken, Aufstehen oder längerem Stehen
Häufig verwechselbar mit Ischiasbeschwerden, da ähnliche Symptome auftreten können

Was sind Ursachen von Myogelose?
Auslöser für eine Myogelose gibt es viele: Meist handelt es sich um eine Kombination aus körperlichen und psychischen Faktoren. Das sind häufige Ursachen von Muskelverhärtungen im Überblick inklusive Beispiele:
- Psychische Faktoren: Stress oder innere Anspannung
- Fehlbelastungen: Langes Sitzen am Schreibtisch, vor dem Laptop oder Smartphone, ungünstige Schlafpositionen oder falsche Matratze
- Einseitige oder dauerhafte Belastungen: Tragen schwerer Taschen oder Arbeiten über Kopf, monotone Bewegungsabläufe im Job oder beim Sport
- Muskelüberlastung: Intensive körperliche Anstrengung ohne ausreichende Erholung, fehlendes Aufwärmen oder Dehnen vor sportlicher Aktivität
- Kälte und Zugluft: Auskühlung von Muskeln kann Verspannungen verstärken
- Verletzungen und Erkrankungen: Prellungen oder Zerrungen
Achtung: Oftmals sind Myogelosen keine eigenständige Erkrankung, sondern eine Begleiterscheinung anderer Beschwerden im Bewegungsapparat. Sie entstehen zum Beispiel in Zusammenhang mit Arthrose, Bandscheibenvorfällen, Skoliose oder Sportverletzungen. Auch bei Fibromyalgie treten sie begleitend auf.

Wie kann man Myogelose vorbeugen?
Das sind Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskelverhärtungen:
- Ergonomisch arbeiten: Richte dir deinen Arbeitsplatz so ein, dass du aufrecht sitzt, der obere Bildschirmrandauf Augenhöhe endet und du regelmäßig kleine Pausen einlegst. Mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch kannst du während der Arbeitszeit mehrmals zwischen Sitzen und Stehen wechseln.
- Mehr Bewegung im Alltag: Vermeide stundenlanges Sitzen ohne Unterbrechung. Steh immer wieder auf, geh ein paar Schritte oder bau kurze Dehnungen ein. Nimm die Treppe anstatt der Rolltreppe oder steige eine Station früher aus dem Bus oder U-Bahn aus und laufe das restliche Stück.
- Gezielt trainieren: Stärke deine Rücken-, Schulter- und Nackenmuskulatur mit einfachen Kräftigungsübungen. Eine stabile Muskulatur entlastet deine Wirbelsäule und schützt vor Überlastung.
- Sanft dehnen: Dehnübungen nach dem Sitzen oder Sport lockern verspannte Muskeln und beugen Verhärtungen vor.
- Stress abbauen: Mit Yoga, Atemübungen oder progressiver Muskelentspannung kannst du unbewusste Anspannung lösen.
- Wärme nutzen: Eine warme Dusche, ein Körnerkissen oder Wärmepackungen helfen, Muskeln zu entspannen und Verspannungen vorzubeugen.
- Kälte vermeiden: Achte darauf, dass dein Nacken nicht auskühlt oder in Zugluft gerät – so senkst du das Risiko für neue Muskelverspannungen.
Wann wird Myogelose chronisch?
Es handelt sich um chronische Myogelose, wenn die Muskelverhärtung über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt und sich nicht mehr von allein zurückbildet. Typische Anzeichen sind:
- Die Verhärtung besteht länger als drei Monate und geht in eine Überlastung.
- Schmerzen treten regelmäßig oder dauerhaft auf, nicht nur nach Belastung.
- Es entwickeln sich Schonhaltungen, die weitere Muskelgruppen belasten.
- Begleitbeschwerden wie Spannungskopfschmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit oder ausstrahlende Schmerzen nehmen zu.
Werden die Verhärtungen der Muskeln chronisch, reicht es oft nicht mehr, nur Wärme oder Ruhe einzusetzen. Dann ist eine gezielte Behandlung notwendig, um den Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung zu durchbrechen. Möglichkeiten sind Therapie, Massagen, Krankengymnastik, Therapie bzw. Triggerpunkt-Therapie, Akupunktur, Orthopädie, im Regelfall verbunden mit einer Ursachenbehandlung.
Fazit: Entstehung von Verhärtungen ernstnehmen
Myogelosen sind ein Warnsignal deines Körpers. Wenn du sie frühzeitig erkennst und behandelst, lassen sich chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Folgebeschwerden oft vermeiden. Doch nicht immer gelingt das. Manchmal nehmen die Muskelverhärtungen trotz Therapie langfristig zu. Die dauerhafte Beanspruchung kann dann dazu führen, dass Beschwerden bleiben und deine Leistungsfähigkeit im Alltag wie im Beruf stark eingeschränkt wird.
Wenn chronische Myogelosen oder andere Erkrankungen dazu führen, dass du deinen Beruf nicht mehr wie gewohnt ausüben kannst, sichert dich die BU der LV 1871 ab. Sie schützt deine finanzielle Sicherheit und gibt dir die Freiheit, dich ganz auf deine Gesundheit zu konzentrieren.
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