Deine Gelenke fühlen sich ständig entzündet an? Dann könnte eine chronische Polyarthritis der Grund sein. Bei dieser Erkrankung sind gleich mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen. Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen gehen mit ihr einher. Frühzeitig festgestellt, lässt sich eine chronische Polyarthritis gut behandeln.
In diesem Artikel erfährst du, wie du chronische Polyarthritis erkennst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie du den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kannst.
Inhalt
- Was ist chronische Polyarthritis?
- Erkrankungen, die mit chronischer Polyarthritis einhergehen
- Ursachen der chronischen Polyarthritis
- Was sind Symptome der chronischen Polyarthritis?
- Wie ist der Verlauf der chronischen Polyarthritis?
- Diagnosestellung: Wann handelt es sich um chronische Polyarthritis?
- Welche Folgen kann eine unbehandelte chronische Polyarthritis haben?
- Behandlungsmöglichkeiten der chronischen Polyarthritis
- Fazit: Chronische Polyarthritis frühzeitig behandeln
Was ist chronische Polyarthritis?
Eine chronische Polyarthritis liegt vor, wenn Gelenkentzündungen bei mindestens drei Gelenken über einen längeren Zeitraum bestehen und fortschreiten. Die Zeiträume erstrecken sich über mehr als sechs Wochen. Manche Menschen kämpfen ein Leben lang mit den Symptomen Außerdem liegt in der Regel eine entzündliche-rheumatische Grunderkrankung wie rheumatoide Arthritis vor. Generell meint der Begriff Arthritis nichts anderes als eine Entzündung der Gelenke. Wenn mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen sind, spricht man von Polyarthritis.
Diese Gelenke sind von Polyarthritis am häufigsten betroffen:
- Fingergelenke (zum Beispiel Mittel- und Grundgelenke)
- Handgelenke
- Zehengelenke
- Kniegelenke
- Sprunggelenke
- Ellenbogengelenke
- Schultergelenke
- Hüftgelenke
- Kiefergelenke
Kleine Gelenke an Händen und Füßen sind oft zuerst betroffen.
Unterschied akute vs. chronische Polyarthritis
Polyarthritis ist entweder akut oder chronisch. Eine akute Polyarthritis tritt plötzlich auf und begleitet dich nur vorübergehend. In vielen Fällen heilt eine akute Polyarthritis bei richtiger Behandlung vollständig aus.. Bei einer chronischen Polyarthritis handelt es sich hingegen um eine langfristige Erkrankung, die eine dauerhafte Therapie erfordert.
Erkrankungen, die mit chronischer Polyarthritis einhergehen
Eine chronische Polyarthritis wird durch vorangegangene Krankheiten verursacht. Meist tritt sie infolge von Autoimmunerkrankungen auf. Bekannteste Formen sind:
- Rheumatoide Polyarthritis: Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Gelenkinnenhaut angreift
- Psoriasis-Polyarthritis: tritt bei Menschen mit Schuppenflechte auf
- Lupus-Polyarthritis (SLE-bedingt): Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift, insbesondere Haut, Organe und Gelenke
- Reaktive Polyarthritis: tritt infolge von Infektionen (z. B. mit Chlamydien oder Salmonellen) auf. In manchen Fällen kann eine reaktive Arthritis chronisch werden.
Zudem kann eine chronische Polyarthritis infolge von Erkrankungen wie Gicht oder rheumatischen Mischkollagenosen (Autoimmunerkrankung) entstehen.
Übrigens: Tritt chronische Polyarthritis im Kindesalter auf, wird sie als juvenile idiopathische Arthritis (JIA) bezeichnet. Das ist ein Sammelbegriff für verschiedene kindliche Arthritisformen.
Rheumatoide Arthritis ist die bekannteste Form
Die am häufigsten vorkommende Form der chronischen Polyarthritis ist die rheumatoide Polyarthritis (RA).
Bei dieser Form der Polyarthritis greift das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenkinnenhaut (Synovialis) an. Dies führt zu anhaltenden Entzündungen, die eine Verdickung der Gelenkinnenhaut verursachen. Aufgrund dieser Fehlreaktion produziert der Körper vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine). Diese greifen den Knorpel an und bauen ihn ab, schädigen deine Gelenke, zerstören die Knochenstruktur und verursachen Schmerzen sowie Schwellungen.
Das sind typische Merkmale der rheumatoiden Arthritis:
- Betrifft oft beide Körperseiten gleichzeitig (z. B. beide Hand- oder Fußgelenke)
- Besonders oft entzünden sich Finger-, Hand-, Fuß- und Zehengelenke.
- Neben Gelenken können auch Organe, Muskeln, Sehnen und Blutgefäße betroffen sein.
Ursachen der chronischen Polyarthritis
Bis heute ist nicht genau geklärt, wie eine chronische Polyarthritis entsteht. Meist entwickelt sich die Gelenkerkrankung in Kombination mit Autoimmunerkrankungen. Aber auch genetische Veranlagungen oder Infektionen können Risikofaktoren darstellen.
- Genetische Veranlagung: Bestimmte Gene, vor allem aus der HLA-Gruppe sind mit einem erhöhten Risiko für chronische Polyarthritis verbunden.
- Fehlregulation des Immunsystems: Das Immunsystem greift irrtümlich das eigene Gelenkgewebe wie die Gelenkinnenhaut an. Hier spricht man von einer Autoimmunreaktion.
- Infektionen: Virus- oder Bakterieninfektionen können bei genetische anfälligen Personen entzündliche Prozesse anstoßen und eine Autoimmunreaktion auslösen.
- Sonstige Faktoren: Rauchen, hormonelle Einflüsse (z.B. Schwangerschaft, Wechseljahre) und ein Ungleichgewicht der Darmmikrobiota (Darmflora) können ebenfalls eine chronische Polyarthritis begünstigen.
Kurzum: Die chronische Polyarthritis ist eine multifaktorielle Erkrankung, bei der die genetische Veranlagung, eine Fehlregulation des Immunsystems sowie Umwelt- und Lebensstilfaktoren zusammenspielen.
Was sind Symptome der chronischen Polyarthritis?
Symptome der chronischen Polyarthritis treten oft auf beiden Körperseiten auf. Das bedeutet, dass zum Beispiel beide Hände, Füße oder Knie von der Krankheit betroffen sind.
Frühe Symptome einer chronischen Polyarthritis
In der Anfangsphase treten Symptome schleichend auf und sind eher unspezifisch. So passiert es leicht, dass du sie mit anderen Erkrankungen verwechselst. Treten mehrere Symptome gleichzeitig auf, ist das ein Warnzeichen. Das sind Frühwarnsignale:
- Morgensteifigkeit: Deine Gelenke fühlen sich oft länger als 30 Minuten nach dem Aufstehen steif an.
- Schwellungen: Deine Gelenke sind geschwollen, gerötet oder fühlen sich warm an.
- Müdigkeit: Du fühlst dich anhaltend müde und erschöpft.
- Belastungsschmerz: Du verspürst Schmerzen, wenn du das Gelenk belastest (sogenannte Anlaufschmerzen).
Weitere Symptome können zudem Gewichtsverlust, leichtes Fieber oder Nachtschweiß sein.
Fortgeschrittene Symptome einer chronischen Polyarthritis
Ohne Behandlung schreitet die Entzündung weiter voran – deine Symptome verstärken sich und neue kommen hinzu:
- Schmerzen treten jetzt auch in Ruhephasen oder nachts auf.
- Gelenke verformen sich und können Fehlstellungen entwickeln.
- Durch Schonhaltung nimmt deine Muskelkraft ab.
- Bewegungseinschränkungen erschweren den Alltag.
- Gelenke werden instabil und das Risiko für Fehlbelastungen steigt.
Wie ist der Verlauf der chronischen Polyarthritis?
Wie sehr eine chronische Polyarthritis deinen Alltag beeinträchtigt, ist sehr individuell. Während einige Betroffene nur milde Symptome über viele Jahre erleben, schreitet die Erkrankung bei anderen schnell und aggressiv voran. Meist verläuft die chronische Polyarthritis schubförmig, sie kann aber auch andere Verlaufstypen annehmen:
- Schubförmiger Verlauf: Die Erkrankung verläuft in Schüben mit wechselnder Intensität.
- Monophasischer Verlauf: Eine einmalige Krankheitsphase, die nach Behandlung ausheilt (sehr selten).
- Kontinuierlicher progredienter Verlauf: Die Erkrankung schreitet ständig fort, ohne erholsame Phasen.
Mediziner und Medizinerinnen nutzen häufig ein Phasenmodell, um die Krankheitsentwicklung besser zu verstehen. Insgesamt wird in drei Phasen der chronischen Polyarthritis unterschieden:
- Frühe Phase: Erste Symptome und entzündliche Prozesse in der Gelenkinnenhaut (Synovialis) setzen ein.
- Mittlere Phase: Die Entzündung breitet sich aus, es kommt zu anhaltenden Gelenkschäden. Schmerzen treten jetzt auch in Ruhe auf, nicht nur bei Bewegung.
- Späte Phase: Die Gelenke sind jetzt stark deformiert, Versteifungen und Fehlstellungen machen Bewegungen sehr schwer oder unmöglich. In schweren Fällen können auch innere Organe betroffen sein oder es kann zu Gelenkversteifungen oder einer vollständigen Invalidität kommen.
Diagnosestellung: Wann handelt es sich um chronische Polyarthritis?
Ob hinter deinen Beschwerden eine chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung steckt, wird Schritt für Schritt untersucht. Eine Diagnose beruht auf Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laborwerten und bildgebenden Verfahren.
Um eine chronische Polyarthritis zuverlässig zu erkennen, nutzen Ärzte und Ärztinnen ein Punktesystem. Dabei werden verschiedene Kriterien berücksichtig:
Anamnese
Ob es sich bei deinen Beschwerden um chronische Polyarthritis handelt, diagnostiziert ein Arzt im ersten Schritt mit einer Anamnese. Das sind typische Anamnese-Fragen:
- Seit wann bestehen deine Gelenkschmerzen?
- Sind mehrere Gelenke betroffen?
- Stellst du symmetrische Entzündungen fest (z. B. beide Handgelenke gleichzeitig)?
- Treten Morgensteifigkeit (länger als 30 Minuten) oder Schwellungen auf?
- Hast du allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit oder Gewichtsverlust?
Darüber hinaus schaut der Arzt, ob Gelenkentzündungen körperlich sichtbar sind. Zum Beispiel betrachtet er, ob Gelenke geschwollen, gerötet oder erwärmt sind. Auch prüfen Ärzte für eine Diagnose die Druckempfindlichkeit betroffener Gelenke. Im weiteren Verlauf schauen sie sich an, ob es Anzeichen für Fehlstellungen oder Bewegungseinschränkungen gibt.
Blutuntersuchungen
Auch Blutuntersuchungen werden in der Diagnose einer chronischen Polyarthritis eingesetzt. Sie messen Entzündungswerte. Darüber hinaus geben sie Hinweise, ob es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Dabei werden verschiedene Laborwerte analysiert, die den Krankheitsprozess genauer einschätzen lassen.
Ein erhöhter CRP-Wert (C-reaktives Protein) deutet auf eine aktive Entzündung im Körper hin. Dieser Wert steigt insbesondere bei akuten Entzündungsschüben an. Ergänzend dazu wird die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) gemessen. Ist sie erhöht, spricht das für eine anhaltende Entzündungsreaktion, die über einen längeren Zeitraum besteht.
Ein wichtiger Marker für eine rheumatische Erkrankung ist der Rheumafaktor (RF). Ein erhöhter Wert kann ein Hinweis auf chronische Polyarthritis sein, tritt jedoch auch bei anderen Erkrankungen oder gesunden Menschen auf. Deshalb wird zusätzlich nach antinukleären Antikörpern (ANA) gesucht. Diese Antikörper richten sich gegen körpereigene Zellen und können auf eine Autoimmunerkrankung wie rheumatoide Arthritis oder Lupus hindeuten.
Wichtig: Ein negativer Rheumafaktor schließt die Erkrankung nicht aus, da es auch seronegative Fälle gibt!
Bildgebende Verfahren
Bildgebende Verfahren schließen das Diagnoseverfahren ab.
- Röntgen: zeigt bereits fortgeschrittene Gelenkschäden (Gelenkspaltverschmälerung, Knochenerosionen)
- Ultraschall: hilft, frühe Entzündungen in Weichteilen und Gelenkinnenhaut zu erkennen
- MRT (Magnetresonanztomografie): zeigt schon im frühen Stadium Veränderungen, bevor sie im Röntgen sichtbar sind
Welche Folgen kann eine unbehandelte chronische Polyarthritis haben?
Unbehandelt oder bei starkem Verlauf kann die chronische Polyarthritis zu dauerhaften Schäden an Gelenken und Organen führen. Auch bei guter Behandlung sind gesundheitliche Folgen nicht immer vollständig vermeidbar. Das sind mögliche Folgewirkungen:
Gelenkschäden und Fehlstellungen
Ohne eine geeignete Therapie greift die Entzündung die Gelenkinnenhaut (Synovialis) an. Dadurch werden nicht nur die schützenden Knorpelschichten abgebaut, sondern auch die darunterliegenden Knochenstrukturen in Mitleidenschaft gezogen. Ohne gezielte Therapie kommt es zu:
- Gelenkverformungen (z. B. Schwanenhals- oder Knopflochdeformität der Finger)
- Versteifungen der Gelenke (Ankylose)
- Instabilität durch zerstörte Bänder
- Funktionseinschränkungen im Alltag
Bewegungseinschränkungen
Durch chronische Entzündungen und Schmerzen werden die betroffenen Gelenke oft geschont. Diese Schonhaltung führt jedoch langfristig zu einer Verschlechterung der Gelenkgesundheit, da Bewegungsmangel negative Auswirkungen auf Muskulatur, Sehnen und Bänder hat:
- Muskelschwund (Sarkopenie) rund um das Gelenk
- Bewegungseinschränkungen durch ungenutzte Muskulatur
- Verlust der Gelenkfunktion
Dadurch entsteht ein Teufelskreis: Weniger Bewegung schwächt das Gelenk zusätzlich, wodurch es noch anfälliger für Schäden wird und sich die Beschwerden weiter verschlimmern.
Organschäden
Chronische Polyarthritis betrifft nicht nur die Gelenke, sondern kann auch schwerwiegende Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Da es sich um eine systemische Autoimmunerkrankung handelt, können Entzündungen in verschiedenen Organen auftreten und diese langfristig schädigen:
- Herz-Kreislauf-System: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall durch chronische Entzündungen
- Lungenbeteiligung: Rheumatische Lungenentzündung (interstitielle Lungenerkrankung), die Atemprobleme verursachen kann
- Augenentzündungen (Episkleritis, Uveitis): Kann zu Sehstörungen oder in schweren Fällen zu Erblindung führen
- Gefäßentzündungen (Vaskulitis): Erhöht das Risiko für Durchblutungsstörungen, insbesondere in Fingern und Zehen.
Berufsunfähigkeit
Schwere Formen der chronischen Polyarthritis können Betroffene erheblich in ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit einschränken. Mit der chronischen Polyarthritis einhergehende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind körperlich wie seelisch belastend. Schwere körperliche Arbeiten, dauerhaftes Stehen n oder Präzisionsarbeit werden mit der Zeit nur noch schwer ausführbar. Aus diesem Grund können dich schwere Formen der Erkrankung sogar berufsunfähig machen.
Behandlungsmöglichkeiten der chronischen Polyarthritis
Die Behandlung der chronischen Polyarthritis zielt darauf ab, die Entzündungen zu hemmen, Schmerzen zu lindern und Gelenkschäden zu verhindern. Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist eine frühzeitige und konsequente Therapie entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten.
Medikamentöse Therapie
Um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Entzündungen zu kontrollieren, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Diese greifen gezielt in das Immunsystem ein. Sie lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: klassische DMARDs und moderne Biologika bzw. zielgerichtete synthetische DMARDs.
Klassische Disease-Modifying Anti-Rheumatic Drugs (DMARDs) wie Methotrexat (MTX), Leflunomid, Sulfasalazin oder Hydroxychloroquin dämpfen das überaktive Immunsystem. Sie verlangsamen die Erkrankung und verhindern Gelenkzerstörung. .
Reicht die Behandlung mit DMARDs nicht aus, kommen Biologika zum Einsatz. Diese biotechnologisch hergestellten Antikörper greifen gezielt in entzündliche Prozesse ein. Zu den wichtigsten Wirkstoffgruppen gehören:
- TNF-α-Blocker (z. B. Adalimumab, Infliximab) – hemmen den Tumornekrosefaktor α, einen zentralen Entzündungsbotenstoff.
- IL-6-Hemmer (z. B. Tocilizumab) – blockieren das entzündungsfördernde Interleukin-6.
- JAK-Inhibitoren (z. B. Baricitinib) – unterdrücken gezielt Signalwege, die Entzündungen verstärken.
Plus: Glukokortikoide (Kortison) können bei akuten Schüben kurzfristig eingesetzt werden, um Entzündungen rasch zu hemmen. Wegen möglicher Nebenwirkungen ist eine langfristige Anwendung jedoch oft nicht empfehlenswert.
Physiotherapie und Ergotherapie
Gerade im leichten und mittleren Stadium einer chronischen Polyarthritis sind Physiotherapie und Ergotherapie häufige Behandlungsansätze. Ein Entweder-oder gibt es hier nicht. Die beiden Therapieformen ergänzen sich gegenseitig: Während die Physiotherapie darauf abzielt, deine Beweglichkeit und Muskelkraft zu erhalten, hilft dir Ergotherapie dabei, deinen Alltag trotz Gelenkbeschwerden zu bewältigen.
Das sind Therapieansätze der Physiotherapie:
- Krankengymnastik: gezielte Übungen zur Beweglichkeitserhaltung und Muskelkräftigung.
- Wassergymnastik: entlastet die Gelenke und trainiert die Muskulatur
- Koordinations- und Krafttraining: verbessert die Gelenkstabilität und hilft, Fehlbelastungen zu vermeiden.
- Manuelle Therapie: Mobilisationstechniken zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und Schmerzlinderung
- Wärme- und Kältetherapie: Wärme entspannt die Muskulatur und verbessert die Durchblutung, Kälte hemmt Entzündungen
Das sind Maßnahmen der Ergotherapie:
- Alltagsgegenständen an die Krankheit anpassen: Ergonomische Griffe, spezielle Bestecke oder Hilfsmittel wie Greifzangen erleichtern einfache Bewegungen.
- Übungen: Techniken zum Heben, Tragen oder Bedienen von Werkzeugen ohne Überlastung der Gelenke.
- Haushaltshilfen: Schneidehilfen, elektrischem Dosenöffner oder Haltegriffen zur Unterstützung.
- Schienen und Orthesen: Stabilisieren betroffene Gelenke und verhindern Fehlstellungen.
Chirurgische Eingriffe
Chirurgische Eingriffe sind in der Regel dann notwendig, wenn konservative Behandlungen und Medikamente nicht mehr ausreichen. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern und die Funktion der betroffenen Gelenke zu verbessern. Dafür gibt es verschiedene Ansätze:
- Synovektomie
- Gelenkspülung
- Gelenkersatz (Endoprothese)
- Gelenkversteifung (Arthrodese)
Bei einer Synovektomie wird die entzündete Gelenkinnenhaut (Synovialis) entfernt, um den Krankheitsprozess zu verlangsamen. Da die Entzündung der Synovialis für die Gelenkschäden verantwortlich ist, kann eine frühzeitige Entfernung das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder verzögern. Die Gelenkspülung (Lavage) spült hingegen entzündliche Ablagerungen und Knorpelreste aus dem Gelenk.
Wenn ein Gelenk stark deformiert ist oder extreme Schmerzen verursacht, kann alternativ eine Gelenkversteifung (Arthrodese) helfen. Dabei werden die betroffenen Gelenkflächen chirurgisch miteinander verbunden, sodass keine Bewegung mehr möglich ist, aber gleichzeitig die Schmerzen verschwinden. Typische Anwendungsbereiche sind das Sprunggelenk, Hand- und Fingergelenke sowie die Wirbelsäule.
Ist das Gelenk allerdings durch die Erkrankung stark zerstört und andere Therapiemethoden reichen nicht mehr aus, ist ein künstlicher Gelenkersatz (Endoprothese) eine mögliche Lösung. Dabei wird das geschädigte Gelenk entfernt und durch eine Metall-, Kunststoff- oder Keramikprothese ersetzt.
Das sind typische Gelenke für einen Gelenkersatz:
- Kniegelenkprothese – bei fortgeschrittener Polyarthritis im Knie
- Hüftgelenkprothese – wenn die Hüftgelenke stark betroffen sind
- Schultergelenkprothese – bei schweren Einschränkungen im Schulterbereich
- Finger- oder Handgelenkprothese – für eine verbesserte Feinmotorik und Funktionalität
Fazit: Chronische Polyarthritis frühzeitig behandeln
Früh erkannt, ist eine chronische Polyarthritis gut behandelbar. Deshalb: Je früher du bei chronischer Polyarthritis handelst, desto besser kannst du langfristige Schäden vermeiden. Ohne Behandlung greift die Entzündung deine Gelenke an, führt zu Schmerzen, Verformungen und kann dich im Alltag massiv einschränken – bis hin zur Berufsunfähigkeit. Wenn du eine Berufsunfähigkeitsversicherung hast, dann zahlt diese dir im Ernstfall eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente.
Mit Medikamenten wie DMARDs und Biologika lässt sich der Krankheitsprozess gezielt verlangsamen. Physiotherapie und Ergotherapie helfen wiederum, deine Beweglichkeit zu erhalten und deinen Alltag trotz Beschwerden zu meistern. In schweren Fällen kann eine Operation – sei es eine Gelenkspülung, ein Gelenkersatz oder eine Versteifung – die Schmerzen lindern und dir mehr Lebensqualität zurückgeben.
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