Rente
Die Ursachen von Inflation können vielfältig sein. Mal übersteigt die Nachfrage nach Gütern oder Dienstleistungen deren Angebot und treibt die Preise nach oben. Mal verteuern Energiepreise das Angebot und führen zu Preissteigerungen für Konsumenten. Der überwiegenden Mehrheit der Konsumenten ist es letztendlich egal, woher Preissteigerungen kommen. Sie empfinden es als schlimm genug, wenn vieles teurer wird.
Inflation zeigt sich in vielen Facetten:
Die „sichtbare“ Inflation bezieht sich auf Zahlungsströme. Höheren monatlichen Ausgaben stehen oftmals konstante monatliche Zahlungseingänge gegenüber. Die zu beantwortende Frage lautet somit: „Ist am Ende des Monats noch Geld übrig, oder ist am Ende des Geldes noch Monat übrig?“.
Das Statistische Bundesamt berechnet die durchschnittlichen Preissteigerungen an Hand eines Wägungsschemas:
Nr. |
Kategorie |
Gewichtung (in Promille) |
01 |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke |
119,04 |
02 |
Alkoholische Getränke und Tabakwaren |
35,26 |
03 |
Bekleidung und Schuhe |
42,25 |
04 |
Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe |
259,25 |
05 |
Möbel, Leuchten, Geräte und Haushaltszubehör |
67,78 |
06 |
Gesundheit |
55,49 |
07 |
Verkehr |
138,22 |
08 |
Post und Telekommunikation |
23,35 |
09 |
Freizeit, Unterhaltung und Kultur |
104,23 |
10 |
Bildungswesen |
9,06 |
11 |
Gasstätten- und Beherbergungsdienstleistungen |
47,20 |
12 |
Andere Waren und Dienstleistungen |
98,87 |
gesamt |
|
1.000,00 |
Quelle: Verbraucherpreisindex für Deutschland (destatis.de)
Die auf dem Wägungsschema basierenden Inflationsrate ist ein Durchschnittswert, der die Lebensgewohnheiten vieler Menschen und die dafür zu bezahlenden Preise in einer einzigen Zahl abbildet. Neben der offiziellen Inflationsrate des Statistischen Bundesamtes gibt es reichlich Berechnungsmöglichkeiten zur individuellen Inflationsermittlung (Inflationsrechner) sowie Studien zur gefühlten Inflation. Traditionell liegt die gefühlte Inflation deutlich über der durchschnittlich gemessenen Inflation.
Seit Einführung des Euros im Jahr 2002 ist der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes um 41% gestiegen. Hätte man damals 1.000 Euro Monatseinkommen erhalten, wären 2022 für denselben Lebensstandard bereits 1.410 Euro notwendig gewesen. Bei den heute sehr hohen Inflationsraten deutet vieles darauf hin, dass sich diese Vergangenheitsbetrachtung auch für die Zukunft fortschreiben lässt.
Eine echte Zeitbombe stellt die „versteckte“ Inflation dar, denn diese ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie betrifft:
Ein 100 Euro-Schein ist und bleibt ein 100 Euro-Schein. Diese Tatsache wird sich auch nicht ändern, wenn die Europäischen Zentralbank 2026 Euro-Banknoten mit neuem Design ausgeben wird. Steigende Preise haben jedoch Schuld daran, dass man für einen 100 Euro-Schein immer weniger Güter und Dienstleistungen erwerben kann. Die Kaufkraft des 100 Euro-Scheins sinkt.
Nennen Sie es wie Sie möchten: Inflation, Teuerung, Geldentwertung. Preissteigerungen bedeuten eine künftige reale Verringerung des heutigen Geldvermögens.
Inflation lasst sich gut vergleichen mit einem Stein, der sich in unseren Schuh geschlichen hat. Eine geringe Teuerungsrate – also ein kleiner Stein im Schuh – ist nicht weiter schlimm. Insbesondere dann, wenn nur eine kurze Strecke zu gehen und der Zeithorizont für Preissteigerungen folglich überschaubar ist. Im Falle eines großen Steins und einer weiten Wegstrecke wird es jedoch zunehmend schwer, an seinem Ziel ohne Blessuren anzukommen. Dasselbe gilt auch für Inflation. Langfristig hohe Preissteigerungen bedrohen das Ziel eines finanziell sorgenfreien Ruhestandes.
Inflation macht auch vor der Rente nicht halt! Zwar sind gesetzliche Renten in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Rentenerhöhungen blieben jedoch hinter der Inflation zurück. Eine heutige gesetzliche Rentenzahlung von 1.000 Euro müsste zukünftig erheblich höher sein, um bei Inflationsraten von 2, 3, 4 oder 5 Prozent auch künftig denselben Lebensstandard zu sichern.
1.000 Euro |
Zukünftig notwendige Renteneinkünfte bei Inflationsraten von |
|||
2 Prozent |
3 Prozent |
4 Prozent |
5 Prozent |
|
Januar 2030 |
1.126 Euro |
1.194 Euro |
1.265 Euro |
1.340 Euro |
Januar 2040 |
1.373 Euro |
1.605 Euro |
1.873 Euro |
2.183 Euro |
Januar 2050 |
1.673 Euro |
2.157 Euro |
2.772 Euro |
3.556 Euro |
Quelle: Inflationsrechner: Was ist Dein Geld in der Zukunft wert? (finanztip.de) – Zahlen gerundet und gerechnet ab Januar 2024
Inflation gestern und heute hat auch für die Zukunft erheblichen Einfluss, da Preissteigerungen sich kumulieren. Höhere Preise in der Vergangenheit fließen in die Berechnungsgrundlage für aktuelle und zukünftige Inflationsraten ein. So bezieht sich beispielsweise die jährliche Inflationsrate im Januar auf die bereits gestiegenen Januarpreise des jeweiligen Vorjahres.
Inflation hin oder her, monatliche Ausgaben müssen mittel- und langfristig durch monatliche Einnahmen gedeckt sein. Erhöhen sich durch Inflation die Ausgaben, führt kein Weg daran vorbei, auch die Einnahmen zu erhöhen. Was die gesetzliche Rente auf Dauer nicht leisten kann, können zukünftige Rentnerinnen und Rentner jedoch selbst anstreben: Mindestens den Inflationsausgleich erreichen.
Im Rahmen privater Rentenversicherungen kann schließlich auch in renditeversprechende Aktienfonds investiert werden. Die langfristigen Vergangenheitszahlen zeigen: Mit Unternehmensbeteiligungen konnten Renditen mindestens in Höhe der Inflationsrate erzielt werden. Die Daten des Deutschen Aktieninstitutes zeigen, langfristige Indexrenditen von 7 oder 8 Prozent sind gut erreichbar. Von den Indexrenditen sind Produkt- und Beratungskosten abzuziehen. Doch selbst unter Berücksichtigung von Kosten wurden Renditen mindestens in Höhe der Inflationsraten erzielt.
Der „Preis“ für diese langfristig auskömmlichen Renditen ist die Akzeptanz von Kursschwankungen. Bis hin zum Börsencrash, wie im März 2020. Die erwirtschafteten Renditen haben Investoren jedoch für den einen oder anderen „Adrenalinschub“ entschädigt.
Dem Inflationsmonster kann man nur trotzen, indem man mehr Geld zur Verfügung hat. Dafür wiederum sind Wertpapiererträge unerlässlich. Aktienfonds als langfristige Ertragsquelle können dafür sorgen, dass man Erträge mindestens in Höhe der Inflation erwirtschaftet. Das Fazit lautet: „Die einen haben Angst vor Altersarmut. Die anderen haben Aktienfonds!“
Dr. Klaus Mühlbauer ist Volkswirt und seit 35 Jahren ein sehr renommierter Wertpapierexperte. In seinen Webinaren, Workshops, Videos, Podcasts und Texten legt er besonderen Wert auf eine einfache und kompakte Darstellung komplexer Finanzmarkt-Themen
Wichtiger Hinweis: Der vorstehende Text sowie die Hinweise und Informationen stellen ausdrücklich keine Anlageberatung oder individuelle Empfehlung dar. Es handelt sich bei allen Aussagen um die Meinung des Autors. Die Informationen im vorstehenden Text sind nicht auf eine individuelle Situation zugeschnitten und sind daher kein Ersatz für eine professionelle und individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen.
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