Fonds
Wer in nachhaltige Fonds investieren will, stößt immer wieder auf Begriffe wie ESG, grüne Fonds, Ökofonds, Ethikfonds oder Umweltfonds. Aber wann sind Fonds nachhaltig? Ist wirklich alles grün, was glänzt? Wir klären die wichtigsten Begriffe und stellen Nachhaltigkeitsratings und –Siegel, die bei der Auswahl helfen können, vor.
Seit dem 2. August 2022 sind Fondsmanager und Berater gesetzlich verpflichtet, Ihre persönlichen Nachhaltigkeitswünsche abzufragen. Spätestens dann stellt sich bei den meisten Anlegern, die nachhaltige Investmentfonds suchen, die Frage: Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich konkret für mich? Was ist mir wichtig? Denn die Bandbreite des Begriffs ist groß. Klimaschutz und Umweltschutz stehen ganz oben auf der „Wunschliste“, denn das verstehen die meisten Anleger unter Nachhaltigkeit.
Aber auch ethische und soziale Aspekte spielen eine große Rolle, etwa die Einhaltung der Menschenrechte oder der Kampf gegen Armut und Hunger. Manchmal können sich nachhaltige Ziele sogar widersprechen: Etwa dann, wenn nachhaltige Kleidung zwar aus Naturstoffen, aber in Kinderarbeit gefertigt wird.
Daher gibt es auch keine einheitliche Definition, was genau Nachhaltigkeitsfonds eigentlich sind. Denn Begriffe wie Ökofonds, grüne Fonds oder Ethikfonds sind so nicht geschützt, und es existieren (noch) keine einheitlichen Standards. Darum kann jeder Anbieter von Fonds mit Nachhaltigkeit andere Kriterien festlegen.
Allerdings gibt es durchaus Orientierungshilfen wie seriöse Nachhaltigkeitsratings und Nachhaltigkeitssiegel. In Deutschland beispielsweise das FNG-Siegel des Forums für Nachhaltige Geldanlagen e.V., das unter anderem nachhaltige Fonds auszeichnet, die auch dauerhaft Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Das FNG-Siegel muss nach der ersten Auszeichnung jährlich erneut den Kriterien entsprechen, um weiterhin verwendet werden zu dürfen.
Eine weitere Orientierungshilfe bietet die Abkürzung ESG-Fonds: Diese steht für die drei Säulen Environment (Umwelt), Social (sozialverträglich) sowie Governance (Unternehmensführung). Zahlreiche Analysten und Forschungsinstitute beurteilen Unternehmen nach diesen drei ESG-Kriterien, sodass der Begriff Ihnen durchaus bei der engeren Auswahl des passenden nachhaltigen Aktienfonds helfen kann.
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Nachhaltige Aktienfonds sind nicht zwingend sicherer als klassische Fonds, nur da sie auf ökologischen, sozialen oder ethischen Grundsätzen basieren. Auch ein Nachhaltigkeitsfonds sollte wie jede Geldanlage zu Ihren Vorstellungen von Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit passen. Mit der Entscheidung für einen Fond sind Sie schon einmal sicherer aufgestellt als mit Einzelaktien, denn auch für nachhaltige Fonds gilt: Breit aufgestellte grüne Fonds sind sicherer als ein Investment in ein einzelnes nachhaltig arbeitendes Unternehmen.
Und auch bedeutend sicherer als Direktinvestments, beispielsweise in Windräder, Solarparks oder Wälder. Denn hier zielen die Anbieter darauf ab, dass Sie (wirtschaftlicher) Eigentümer oder Miteigentümer werden, was große Risiken birgt, bis hin zum Totalverlust Ihrer Investition. Vorsicht ist vor allem bei versprochenen hohen Renditen geboten. Darauf weist auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hin.
Ihr gesunder Anlegerverstand sollte immer Vorrang vor Ihrem Wunsch nach Nachhaltigkeit haben – es ist niemandem geholfen, wenn Sie in ein nachhaltig wirtschaftendes Projekt investieren, das dann scheitert.
Aber welche konkreten Möglichkeiten haben Sie, sich nachhaltige Investmentfonds zusammenzustellen (oder zusammenstellen zu lassen), die genau zu Ihren Vorstellungen von Nachhaltigkeit passen? Hier haben sich drei Vorgehensweisen etabliert:
Diese Anlagestrategie für nachhaltige Fonds wählt diejenigen Unternehmen aus, die in ihrer Branche die nachhaltigsten sind. Dabei wird allerdings keine Branche ausgeschlossen, es können also auch Erdöl- oder Rüstungsunternehmen in Nachhaltigkeitsfonds aufgenommen werden. Das klingt zunächst paradox, aber der Gedanke dahinter ist nachvollziehbar: Weil der „Klassenbeste“ Investoren anzieht, sollen die weniger nachhaltigen Mitbewerber in derselben Branche animiert werden, ebenfalls ökologischer, ethischer und sozialer zu handeln, um ebenfalls von Investorengeldern zu profitieren.
Mit Negativkriterien legen Sie fest, in welche Länder, Branchen und Unternehmen Sie nicht investieren wollen. Als Entscheidungshilfe finden Sie hier die zehn häufigsten Ausschlusskriterien laut Forum Nachhaltige Geldanlage e.V.*, in absteigender Reihenfolge:
*Quelle: Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023, S. 19
Das Gegenteil des Ausschlussverfahrens arbeitet mit Positivkriterien – Sie entscheiden also, in welche Unternehmen wie Branchen Sie investieren wollen. Beispielsweise Investitionen in erneuerbare Energien oder in Unternehmen mit besonderem sozialem Engagement. Eine Umfrage der BaFin unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Finanzexperten ergab 2019 diese Rangliste positiver Kriterien:
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Zahlreiche Fonds folgen bereits einer oder mehreren der oben genannten drei nachhaltigen Anlagestrategien. Darunter viele klassische ETF-Fonds. ETF steht für Exchange Traded Fonds – das sind Fonds, die einen Aktienindex nachbilden und darauf abzielen, sich so zu entwickeln wie der entsprechende Index. Darum werden ETF-Fonds auch Indexfonds genannt. Ein Beispiel: Ein DAX-ETF fasst alle Aktien zusammen, die im Deutschen Aktien-Index (DAX) enthalten sind. Wenn der DAX steigt, steigt also auch der entsprechende ETF.
Mit der gestiegenen Nachfrage nach nachhaltigen Fonds wird auch das Angebot an nachhaltigen ETFs größer. Die „grünen ETFs“ nehmen nur ausgewählte Unternehmen auf, die auch zur Ausrichtung des Fonds passen. Die Idee dahinter: Die Vorteile eines ETFs mit Nachhaltigkeitsprinzipien kombinieren.
Allerdings gilt auch hier, dass Anbieter eines grünen ETF-Fonds selbst festlegen, welche Unternehmen aufgenommen werden. Es gibt weder allgemeingültige Kriterien noch gesetzliche Vorgaben. Das kann bedeuten, dass Unternehmen in einen nachhaltigen ETF-Fonds gelangen, die gar nicht so nachhaltig sind. Etwa gibt es „grüne“ ETF-Fonds, die mit dem Best-of-Class-Prinzip werben, aber tatsächlich die besten 50 Prozent einer Branche aufnehmen – bei dieser niedrigen Hürde kann man wirklich nicht mehr von den „Klassenbesten“ sprechen.
Daher sollten Sie auch bei grünen ETFs genau analysieren, welche Unternehmen darin gelistet sind. Das ist allerdings mit Aufwand und guten Marktkenntnissen verbunden. Eine Alternative sind aktiv zusammengestellte und gemanagte nachhaltige Fonds, die auf den ESG-Kriterien basieren oder FNG-zertifiziert sind.
Nachhaltigkeitsfonds sollen in Zukunft europaweit transparenter und vergleichbarer werden. Dafür soll das EU Ecolabel für den Finanzsektor sorgen: Das etablierte EU Ecolabel wurde 1992 eingeführt und gilt für aktuell fast 90.000 Produkte. Demnächst soll das freiwillige Gütesiegel auch ausgewählte grüne Finanzdienstleistungen zertifizieren. Die zu erfüllenden Kriterien sind dabei deutlich klarer:
Die Zertifizierung mit dem EU Ecolabel wird zwar nicht verpflichtend, aber da Nachhaltigkeit immer mehr nachgefragt wird, dürften Unternehmen und Branchen stark an einer Zertifizierung interessiert sein. Und damit wird auch die Übersichtlichkeit bei den Nachhaltigen Fonds, Umwelt Fonds und Klimaschutz Fonds deutlich verbessert.
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Risikohinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen zuverlässigen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Aktien und Fonds können steigen und fallen, selbst ein Totalverlust ist nicht ausgeschlossen.